Sonntag, 23. April 2017

[Rezensionsexemplar] ~ Tommy Schmidt - Heaven's Gate

Klappentext:
Wer bestimmt darüber, wie und wann wir sterben? Tommy Schmidt wirft einen komischen und provokativen Blick auf ein wichtiges politisches und gesellschaftliches Thema. Satirisch zugespitzt, streitbar und unterhaltsam.

Satirischer Roman - oder realistische Zukungtsvision? Deutschland in einer nicht allzu fernen Zukunft: Lasse Wiesenthal ist erfolgreicher Eventunternehmer, Ende fünfzig und unheilbar krank. Die Ärzte sagen ihm einen jahrzehntelangen Leidensweg mit einem langsamen, aber unaufhaltsamen Verfall voraus. Statt sich diesem Schicksal zu ergeben, plant er seinen Freitod durch Sterbehilfe. Es soll ein Abschiedsfest sein.
Und das ist dann auch gleich eine Geschäftsidee: Sterben als das ultimative Event! Man kann mit Geld oder Organen bezahlen, denn sowohl aktive Sterbehilfe als auch Organhandel sind inzwischen gesetzlich liberalisiert. Er baut ein Eventcenter, das Heaven's Gate, das auch von Kranken- und Rentenversicherungen mitfinanziert wird.

Dumm nur: Wie viele große Bauvorhaben verzögert sich die Fertigstellung um Jahre: Proteste, Naturschutz, Pfusch, Schwarzarbeiter, Mafia, Bombenblindgänger, Betrug, alles, was passieren kann, passiert auch. Währenddessen steuert Lasses Leben unabänderlich auf sein Ende zu.

Sterben als das ultimative Event! Ein satirischer Blick auf ein wichtiges gesellschaftliches Thema.

Schreibstil:
Als ich begann das Buch zu lesen, empfand ich den Schreibstil als sehr befremdlich. Nach etwa 50 Seiten musste ich jedoch feststellen, dass das wohl daran lag, dass ich vorher so viel High Fantasy gelesen hatte und mich erst einmal in der "normalen Welt" wieder zurechtfinden musste.
Somit kann ich also sagen, dass Schmidt einen sehr leichten, angenehmen und charmant witzigen Stil mit sich bringt, der einen fast schon dazu zwingt weiterzulesen.

Meine Meinung:
Mich hat die Idee sofort begeistert und ich musste mich für dieses Buch bewerben. Denn ich selbst denke oft darüber nach, wie es wäre, wenn man die aktive Sterbehilfe legalisieren würde.
Als ich dann anfing zu lesen, war es schwer für mich der Geschichte zu folgen und mich an den Schreibstil zu gewöhnen. 
Aber das lag wohl wie gesagt eher daran, dass ich vorher so viel Fantasy gelesen hatte.
Nachdem ich mich also in der "richtigen Welt" wieder eingefunden hatte, machte es mir viel Spaß das Buch zu lesen.
Es gab jedoch noch eine kleine Sache, die mich irritierte: Die Jahreszahlen. Wenn man solch einen Zukunftsroman schreibt, sollte man auch einen realistischen Abstand zum Hier und Jetzt wählen. Ein in 2017 herausgegebener Roman, der von einer Welt ausgeht, in der nicht einmal 10 Jahre später solch ein heftiger Wandel vorgegangen sein soll, schien für mich sehr unrealistisch. Zumal es um ein solch kontrovers diskutiertes Thema geht.
Ich entschied mich also dazu einfach zu ignorieren, dass es "schon gleich" solch eine Welt geben sollte und einfach noch ein paar Jahrzehnte gedanklich draufzuschlagen. Nachdem ich das für mich getan hatte, war es interessant den langjährigen Prozess des Baus zu begleiten, da ich mir vorstellen kann, dass es ganz genau so abläuft, wenn man etwas neues in der Stadt Berlin (oder auch jeder anderen kleinen, oder großen Stadt) bauen möchte. Behörden, Ämter, Anträge... So läuft das System.

Ich hatte eine Menge Spaß beim Lesen und kann das Buch weiterempfehlen.
Der Ansatz und der Umgang mit dem Thema aktive Sterbehilfe gefällt mir sehr.




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